Zum Fastenmonat Ramadan

Der Fastenmonat Ramadan – harmlose Religionspraxis oder islamistischer Testballon?

von | 11.03.24

Foto von Abdullah Arif auf Unsplash

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Aktu­ell bege­hen Mus­li­me in aller Welt wie­der den Fas­ten­mo­nat Rama­dan (ara­bisch: رمضان ). Er beginnt die­ses Jahr am Abend des 10. März und endet am Abend des 9. April. Unmit­tel­bar anschlie­ßend wird das soge­nann­te „Zucker­fest“ bzw. Fas­ten­bre­chen (ara­bisch: عيد الفطر) gefei­ert. Wäh­rend des Rama­dan ist es Mus­li­men von Son­nen­auf- bis Son­nen­un­ter­gang unter­sagt zu essen, zu trin­ken, zu rau­chen, Geschlechts­ver­kehr zu haben, zu lügen, zu ver­leum­den und zu belei­di­gen.

Dies sind löb­li­che Vor­ga­ben, gegen die ober­fläch­lich betrach­tet nichts ein­zu­wen­den ist. Indes kann sich der Islam mit Fes­ti­vi­tä­ten wie dem Rama­dan öffent­lich­keits­wirk­sam als fried­li­che und welt­of­fe­ne Reli­gi­on prä­sen­tie­ren, was er nicht ist.

Dies gilt, auch wenn der Islam, wie 2006 von Wolf­gang Schäub­le gesagt und 2010 von Chris­ti­an Wulff bestä­tigt, zu Deutsch­land gehört. Tat­säch­lich fei­ert man den Fest­mo­nat auch hier immer sicht­ba­rer und trägt dar­über hin­aus der minis­te­ri­ell fest­ge­stell­ten Zuge­hö­rig­keit die­ser Reli­gi­on zu unse­rem Land auf vie­ler­lei Wei­se Rech­nung. Es gibt ange­pass­te Spei­se­plä­ne in Schu­len[i], Kin­der­gär­ten, die mit ihrem Namen an jüdi­sche Holo­caust-Opfer erin­nern, wer­den umbenannt[ii] oder ehren­amt­li­che, aber männ­li­che Vor­le­ser für Kin­der abbe­stellt.[iii] Schließ­lich sind wir ein tole­ran­tes, welt­of­fe­nes Land und so ein paar Zuge­ständ­nis­se tun nie­man­dem weh. Schließ­lich kann jeder Mensch ein wenig zurück­ste­cken und sich anpas­sen, um es ande­ren leich­ter zu machen, sich zu inte­grie­ren und wohl­zu­füh­len. „Es ist doch nur…“ hört man somit ger­ne, wenn man sich ob sol­cher Nach­rich­ten laut wun­dert, war­um Weih­nach­ten plötz­lich angeb­lich Men­schen aus­schließt und des­we­gen in einer Kita nicht mehr gefei­ert wer­den soll.[iv]

Gewiss ist jedes klei­ne Ent­ge­gen­kom­men für sich genom­men nicht tra­gisch. Auch die jetzt beschlos­se­ne fest­li­che Stra­ßen­be­leuch­tung in Frank­furt am Main, die mit den Leucht­schrift­zü­gen „Hap­py Rama­dan“ der Viel­falt und Tole­ranz hul­digt und sogar als Zei­chen gegen Anti­se­mi­tis­mus bezeich­net wird[v], ist als Ein­zel­maß­nah­me durch­aus eine schö­ne Ges­te, auch wenn das Fas­ten in einem Stra­ßen­ab­schnitt namens „Freß­gass“ iro­nisch anmu­tet. Even­tu­ell ist es nur Gedan­ken­lo­sig­keit oder ein Zei­chen von Sym­bol­po­li­tik und Ober­fläch­lich­keit. Ein Beleg dafür, dass man sich mit der Grund­la­ge des Fas­ten­mo­nats – der Reli­gi­on des Islam – nicht wirk­lich befasst hat.

In Köln, der Groß­stadt, die nicht nur eine der größ­ten DITIB-Moscheen Deutsch­lands beher­bergt und mitt­ler­wei­le den Muez­zin­ruf zuge­las­sen hat, wur­de unlängst sogar ein Ver­ein „nach Lon­do­ner Vor­bild“ gegrün­det, wel­cher eben­falls durch eine ein­mo­na­ti­ge Rama­dan-Beleuch­tung Welt­of­fen­heit, Frie­den und Tole­ranz demons­trie­ren will.[vi]

Indes soll­te man sich bewusst machen, dass Lon­don mit sei­nen 12,4% Pro­zent Mus­li­men mitt­ler­wei­le als „No-Go-Zone für Juden“ bezeich­net wird.[vii] Auch andern­orts begeg­net man nicht nur den west­lich ori­en­tier­ten, auf­ge­klär­ten und gläu­bi­gen Mos­lems, die ein­fach nur ihr Leben leben möch­ten, so wie wir alle. Im Ver­bund, in der Gesamt­heit, zeich­net sich ein ande­res Bild als das des fried­li­chen tole­ran­ten Mit­ein­an­ders. Das liegt dar­an, dass der Islam eben kei­ne Reli­gi­on ist wie jede ande­re.

Nun erhe­ben die drei gro­ßen Welt­re­li­gio­nen (Chris­ten­tum, Juden­tum, Islam) für sich den Anspruch, die ein­zig wah­re Reli­gi­on zu sein und an den ein­zig wah­ren Gott zu glau­ben. Doch nur der Islam besitzt einen der­art eigen­tüm­lich inklu­si­ven Abso­lut­heits­an­spruch. Der Koran bekräf­tigt die Supe­rio­ri­tät der mus­li­mi­schen Gemein­schaft.

Z.B. in Sure 3, Vers 110: „Ihr [Gläu­bi­gen, Anm. d. Über­set­zers] seid die bes­te Gemein­schaft, die unter den Men­schen ent­stan­den ist. Ihr gebie­tet, was recht ist, ver­bie­tet, was ver­werf­lich ist, und glaubt an Gott.“

Zudem for­dert er die Gläu­bi­gen auf, die Nicht­gläu­bi­gen per Kampf zu unter­wer­fen. Dies geht her­vor aus Sure 9, Vers 29: „Kämpft gegen die­je­ni­gen, die nicht an Gott und den jüngs­ten Tag glau­ben und nicht ver­bie­ten [oder: für ver­bo­ten erklä­ren, Anm. d. Über­set­zers], was Gott und sein Gesand­ter ver­bo­ten haben, und nicht der wah­ren Reli­gi­on ange­hö­ren – von denen, die die Schrift erhal­ten haben – [kämpft gegen sie], bis sie klein­laut Tri­but ent­rich­ten!“[viii]

Vor die­sem Hin­ter­grund erschei­nen Fest­lich­kei­ten in einem ande­ren Licht. Natür­lich wird, wer sich nur mit der Ober­flä­che befasst, stets etwas fin­den, das tole­ra­bel ist und gut erscheint. Doch man soll­te sich nicht täu­schen: Fest­lich­kei­ten wie der Rama­dan haben eine tie­fe­re Bedeu­tung, eine Her­kunft und ein Wesen, genau wie die Reli­gi­on, aus der her­aus sie zele­briert wer­den. Von die­ser ober­fläch­li­chen Betrach­tungs­wei­se pro­fi­tie­ren die, die die Hin­ter­grün­de ken­nen. Sie nut­zen die ihnen gewähr­te Tole­ranz der hie­si­gen Gesell­schaft und die Gleich­gül­tig­keit oder viel­leicht auch die Akzep­tanz der mus­li­mi­schen Gemein­schaft, wel­che sich nicht tie­fer mit ihrer Reli­gi­on befas­sen kann oder möch­te, für ihre eige­nen Zwe­cke.

Das ist das Gefähr­li­che am all­seits zu hören­den Abwie­geln, wenn sich Kri­tik erhebt. Nie­man­dem tut es weh, wenn, wie immer mal wie­der gefor­dert, das Weih­nachts­fest hier und da zu einem Win­ter­fest wird.[ix] [x] Auch sind eine Moschee hier und ein Muez­zin­ruf vom DITIB-Mina­rett dort oder Gebets­räu­me in Schu­len nicht per se schäd­lich.[xi] [xii] Selbst wenn man­che jun­ge Mus­li­me die Scha­ria an Schu­len ein­füh­ren wol­len[xiii], erfolgt der Auf­schrei bes­ten­falls kurz und lei­se.

Man beden­ke jedoch: Aus vie­len klei­nen sol­cher Stein­chen setzt sich am Ende ein Mosa­ik zusam­men, das Mosa­ik des Islams. Der Islam ist inhä­rent poli­tisch. Er hat einen Herr­schafts- und Domi­nanz­an­spruch, der teils im Koran begrün­det ist, teils von Rechts­ge­lehr­ten und ent­spre­chen­den Vor­schrif­ten for­ciert und legi­ti­miert wird. Er ist auf unbe­ding­te Expan­si­on aus­ge­legt und das von Beginn an. Die „Isla­mi­sche Expan­si­on“ ist ein kom­ple­xes The­ma, wes­we­gen hier nur auf eine gro­be Über­sicht ver­wie­sen sei.[xiv]

Euro­pa hin­ge­gen ist säku­lar, teil­wei­se – wie zum Bei­spiel Frank­reich – lai­zis­tisch. Der Islam kennt die­se Tren­nung zwi­schen „pri­vat“ und „öffent­lich“ oder „Staat“ und „Reli­gi­on“ nicht. Um in Euro­pa fried­lich neben ande­ren Reli­gio­nen exis­tie­ren zu kön­nen, müss­te er refor­miert wer­den, sich anpas­sen. Doch das wider­spricht sei­ner Unver­än­der­lich­keits­ma­xi­me. Ein Pro­blem, das sich nicht durch net­te Ges­ten oder hüb­sche Beleuch­tun­gen lösen lässt. Es ist ein Pro­blem, das der Islam selbst lösen muss und nicht die säku­la­re oder lai­zis­ti­sche Gesell­schaft des auf­ge­klär­ten Euro­pas.[xv]

Der­zeit hat der poli­ti­sche Islam expan­si­ven Cha­rak­ter. Der tür­ki­sche Prä­si­dent und dama­li­ge Bür­ger­meis­ter von Istan­bul, Recep Tayyip Erdo­gan, sag­te 1997: „Die Moscheen sind unse­re Kaser­nen, die Mina­ret­te unse­re Bajo­net­te, die Kup­peln unse­re Hel­me und die Gläu­bi­gen unse­re Sol­da­ten.“[xvi]

Damals wur­de er noch wegen „reli­giö­ser Volks­ver­het­zung“ zu 10 Mona­ten Gefäng­nis ver­ur­teilt. Mit dem Aus­bau sei­ner Macht wur­de er muti­ger und Äuße­run­gen die­ser Art hat­ten kei­ne Kon­se­quen­zen mehr. 2017 rief er die in Euro­pa leben­den Tür­ken auf: „Macht fünf Kin­der, nicht drei, denn ihr seid Euro­pas Zukunft.“  Gar­niert wur­de die­ser Auf­ruf mit dem, was man heut­zu­ta­ge regel­mä­ßig erfährt, wenn man Kri­tik an die­sem Gedan­ken­gut und den Gefah­ren übt: mit der „Nazi-Keu­le“. Tür­ki­sche Medi­en bil­de­ten Ange­la Mer­kel mit Hit­ler-Bart ab, um die angeb­li­che Unter­drü­ckung und Dis­kri­mi­nie­rung von in Deutsch­land und Euro­pa leben­den Mus­li­men anzu­pran­gern.[xvii]

Der poli­ti­sche Islam trach­tet danach, die Chris­ten und Juden zu unter­wer­fen bzw. im Extrem­fall zu töten. Bei unse­ren fran­zö­si­schen Nach­barn wer­den pro Jahr mehr als 1000 anti­christ­li­che Ver­bre­chen began­gen, in der Haupt­sa­che Van­da­lis­mus und Dieb­stäh­le in Kir­chen und auf Fried­hö­fen.[xviii] In Deutsch­land gehen Mus­li­me für die isla­misch-ter­ro­ris­ti­sche Hamas auf die Stra­ße. Ganz offen und ohne Scheu for­dern sie im Deutsch­land des „Nie Wie­der“ sogar die Aus­lö­schung Isra­els.[xix]

Der Islam als poli­ti­sche Reli­gi­on sieht Ent­ge­gen­kom­men als Schwä­che an, die ihm Macht und Ein­fluss sichert und aus­wei­tet. Die Akteu­re des poli­ti­schen Islam kämp­fen für die Nor­ma­li­sie­rung die­ser Reli­gi­on und sie wer­den han­deln, sobald sie im jewei­li­gen nicht­mus­li­mi­schen Land stark genug ver­wur­zelt sind. Bereits 2001 sag­te Joa­chim Kar­di­nal Meis­ner: „Ich ken­ne kein isla­mi­sches Land, das tole­rant ist. Tole­ranz pre­digt der Islam immer nur dort, wo er in der Min­der­heit ist.“[xx]

Wie Län­der aus­se­hen, in denen der poli­ti­sche Islam zur staats­be­herr­schen­den Reli­gi­on gewor­den ist, und wie sich dort die Frei­hei­ten von Frau­en, Min­der­hei­ten oder Anders­gläu­bi­gen gestal­ten, kann jeder erken­nen, der sich ent­spre­chen­de Län­der nicht nur flüch­tig ansieht.

  • Homo­se­xua­li­tät ist min­des­tens mit Züch­ti­gung (taʿ­zīr, durch Aus­peit­schung) zu bestra­fen, man­che kon­ser­va­ti­ve Rechts­schu­len (ara­bisch: mad­hāhib مذاهب) sehen die Todes­stra­fe als gerecht­fer­tigt an. Die Todes­stra­fe für Homo­se­xu­el­le gilt in Bru­nei, Iran, Jemen, Mau­re­ta­ni­en, Nige­ria und Sau­di-Ara­bi­en. Afgha­ni­stan, Paki­stan, Katar, Soma­lia, Ugan­da und die Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­te sehen den Tod als legi­ti­me Mög­lich­keit der Bestra­fung vor.[xxi]
  • Frau­en dür­fen nicht wäh­len oder allei­ne das Haus ver­las­sen oder mit Män­nern außer­halb der Fami­lie reden.
  • Die Wirt­schafts­leis­tung ist in allen Län­dern, deren Öko­no­mie nicht auf fos­si­len Roh­stof­fen basiert, auf­fäl­lig schlecht.[xxii]

Bemer­kens­wert ist, dass der Groß­teil der der­zei­ti­gen Krie­ge und Kon­flik­te welt­weit in isla­mi­schen Län­dern oder aus­ge­hend bzw. unter Betei­li­gung von isla­mi­schen Grup­pie­run­gen statt­fin­det.[xxiii] Ter­ror­an­schlä­ge sind in isla­misch-fun­da­men­ta­lis­ti­schen Län­dern an der Tages­ord­nung[xxiv] und die Zah­len stei­gen seit 2015 auch in Euro­pa.[xxv] 

Kei­ne ande­re Reli­gi­ons­ge­mein­schaft ver­folgt Anders­gläu­bi­ge – haupt­säch­lich Chris­ten und Juden – mit solch unbän­di­gem Hass und Miss­bil­li­gung und schafft es gleich­zei­tig den­noch, sich in west­li­chen Kul­tu­ren als unter­drück­te Min­der­heit dar­zu­stel­len.

Die­se Reli­gi­on dul­det kei­ne Kri­tik, kei­nen Wider­spruch. Wer aus dem Islam aus­tritt, wird zum Ver­rä­ter (ara­bisch: Murt­add مرتد) und muss um sei­ne Exis­tenz oder gar sein Leben fürch­ten, auch in Deutsch­land.[xxvi] Kari­ka­tu­ren oder Zeich­nun­gen füh­ren zu offe­ner Gewalt bis hin zum Mord.[xxvii]

Doch obgleich die Aus­wir­kun­gen der isla­mis­ti­schen Unter­wer­fungs­zie­le mit Anschlä­gen und Gewalt­ta­ten ins Auge sprin­gen, ver­hallt der Auf­schrei der Empö­rung jedes­mal nach weni­gen Tagen und es wer­den kei­ne Kon­se­quen­zen gezo­gen. Ursa­chen wer­den nicht benannt oder rela­ti­viert, denn man geht von der fal­schen Prä­mis­se aus, dass der Islam nicht anders sei als ande­re Reli­gio­nen. Das ist auch in Deutsch­land der Fall, wo sich Medi­en und die der­zei­ti­ge Ampel­re­gie­rung pri­mär auf das Bun­te, Schö­ne und Fried­li­che fokus­sie­ren und alles ande­re aus­blen­den oder die Ver­ant­wor­tung auf die Kri­ti­ker abwäl­zen.

Es heißt dann bei­spiels­wei­se, dass Deutsch­land den Holo­caust nicht genug auf­ge­ar­bei­tet habe und nun den Mus­li­men die Schuld geben wol­le.[xxviii] Oder dass der mus­li­mi­sche Anti­se­mi­tis­mus ein Ergeb­nis der „kolo­nia­len Unter­wer­fung der ara­bi­schen Welt“ im 19. und 20. Jahr­hun­dert sei. Schuld haben auch hier stets die ande­ren oder der poli­ti­sche Geg­ner[xxix] und nie die Gemein­schaft derer, die dafür sor­gen, dass sich zum Bei­spiel Juden in Deutsch­land nicht mehr sicher füh­len.[xxx]

Man ist so sehr dar­auf bedacht, die Ursa­chen für Pro­ble­me gera­de nicht im Bereich von reli­giö­sem Fana­tis­mus zu suchen, dass man stets aus­schließ­lich auf die­je­ni­gen zeigt, die ohne­hin schon, wenn auch zu Recht, geäch­tet sind: die Rechts­extre­men.

Ger­ne wer­den Ver­glei­che zu Wei­mar und dem Natio­nal­so­zia­lis­mus gezo­gen und auch durch das Benen­nen des Rechts­extre­mis­mus’ als ein­zi­ger Ursa­che wird effek­tiv von ande­ren mög­li­chen Quel­len wach­sen­der Homo­pho­bie oder Gewalt abge­lenkt.[xxxi] Damit würgt man geschickt jed­we­de wei­te­re Dis­kus­si­on ab, denn selbst­ver­ständ­lich wünscht sich nie­mand Zustän­de wie in Nazi­deutsch­land zurück. Somit kann nie­mand wider­spre­chen, und das Anfüh­ren ande­rer Grün­de gilt als Ablen­kung oder anti­mus­li­mi­scher Ras­sis­mus, für wel­chen das Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­um prak­ti­scher­wei­se auch ein Mel­de­por­tal der Bun­des­re­gie­rung eröff­net hat.[xxxii]

Doch mit Leug­nen der Ursa­chen, mit Abwie­geln und Igno­rie­ren fin­det man kei­ne Lösun­gen für die Men­schen, die ein­fach nur in Ruhe und Frie­den leben wol­len. Man schafft viel­mehr ein Kli­ma der Spal­tung und sorgt dafür, dass die Ableh­nung gegen alles Frem­de zunimmt. Das betrifft auch die fried­li­chen Mus­li­me, die nicht sel­ten selbst vor den Gefah­ren, die der Islam kre­iert, geflo­hen sind. Um die Men­schen wie­der zu ver­ei­nen, könn­te man durch das Set­zen von kla­ren Gren­zen und dem Nicht­ge­wäh­ren von Zuge­ständ­nis­sen dafür sor­gen, dass sich der poli­ti­sche Islam nicht län­ger derer bemäch­ti­gen kann, die ihn eigent­lich ableh­nen, die libe­ral und west­lich ein­ge­stellt sind. Wie so oft lei­den nicht die aggres­si­ven und tota­li­tä­ren Men­schen, son­dern die ein­fa­chen, unbe­darf­ten und fried­li­chen Leu­te unter dem Zeit­geist der unbe­ding­ten Tole­ranz.

Der Wes­ten kann mit die­sem Kom­plex nicht umge­hen; er sitzt zu tief in der Tole­ranz­fal­le. Die­se Tole­ranz­fal­le spal­tet auch die auto­chtho­nen Deut­schen: hier die einen, die die Mär vom Viel­falts­staat träu­men, dort die ande­ren, die ger­ne zwi­schen Reli­gi­on und Staat stren­ger tren­nen wol­len und den Rechts­staat bedroht sehen. Mit sei­ner über­bor­den­den Tole­ranz hat es der Wes­ten geschafft, dass alle Kul­tu­ren, alle Reli­gio­nen als schüt­zens­wert ange­se­hen wer­den – nur die eige­ne nicht, die sich stets ändern und anpas­sen soll. Wei­chen sol­len Niko­laus und Weih­nachts­baum, tole­riert und gefei­ert wer­den sol­len Fes­te wie der Rama­dan oder reli­gi­ös begrün­de­te Beklei­dun­gen wie Hijab und Bur­ka, obgleich sie Men­schen scha­den oder ihre Frei­hei­ten ein­schrän­ken.

Wir brau­chen eine neue Her­an­ge­hens­wei­se, die der Her­aus­for­de­rung gerecht wird. Karl Pop­pers Tole­ranz­pa­ra­do­xon soll­te uns hier anlei­ten. „Unein­ge­schränk­te Tole­ranz führt mit Not­wen­dig­keit zum Ver­schwin­den der Tole­ranz. Denn wenn wir die unbe­schränk­te Tole­ranz sogar auf die Into­le­ran­ten aus­deh­nen, wenn wir nicht bereit sind, eine tole­ran­te Gesell­schafts­ord­nung gegen die Angrif­fe der Into­le­ranz zu ver­tei­di­gen, dann wer­den die Tole­ran­ten ver­nich­tet wer­den und die Tole­ranz mit ihnen.“[xxxiii]

Auf den Islam in Deutsch­land ange­wen­det heißt Pop­pers The­se, dass wir begin­nen müs­sen, uns gegen die Ver­ein­nah­mung durch eine im Kern nicht auf Ver­stän­di­gung son­dern auf Unter­wer­fung zie­len­de Reli­gi­on zu weh­ren. Es ist für jede Gesell­schaft wich­tig, genau­es­tens zu prü­fen, was man tole­riert. Auf allen Ebe­nen, in allen Berei­chen und ohne Tabus oder Angst vor unbe­que­men Kon­se­quen­zen.

Reli­gi­on ist in einer säku­la­ren Gesell­schaft wie der unse­ren Pri­vat­sa­che. Öffent­li­che Zuge­ständ­nis­se an reli­giö­se Bräu­che in der Art, wie sie seit Jah­ren immer öfter vor­ge­nom­men wer­den, sind kon­tra­pro­duk­tiv.

Auch wenn der Rama­dan an sich nicht pro­ble­ma­tisch ist, bil­det er in Ver­bin­dung mit allen ande­ren Zuge­ständ­nis­sen und der His­to­rie dahin­ter ein Stein­chen in einem Mosa­ik, das am Ende auf die Fra­ge hin­aus­läuft: „Wie konn­te das nur gesche­hen?“ Wie konn­te es nur gesche­hen, dass sich unse­re libe­ra­le Gesell­schaft einer Ideo­lo­gie unter­wor­fen hat, in der alle Gleich­heits­rech­te hin­ter dem Schlei­er einer auf Unter­wer­fung aus­ge­rich­te­ten Reli­gi­on ver­schwun­den sind, ana­log zum isla­mis­tisch ver­ein­nahm­ten Frank­reich in Michel Hou­el­le­beqs Roman „Unter­wer­fung“? Wie konn­te es gesche­hen, dass unser Staat zur „Beu­te“ des poli­ti­schen Islams gewor­den ist, wie im gleich­na­mi­gen Sach­buch von Aya­an Hir­si Ali beschrie­ben?


[i] „Leh­rer­ver­bands­prä­si­dent über mus­li­mi­sche Schü­ler und Eltern: „Vie­le Schul­kan­ti­nen haben ihr Ange­bot ver­än­dert“, Dom­ra­dio v. 24.07.2019: https://www.domradio.de/artikel/viele-schulkantinen-haben-ihr-angebot-veraendert-lehrerverbandspraesident-ueber-muslimische

[ii] „Kita in Sach­sen-Anhalt soll nicht mehr ‚Anne Frank’ hei­ßen“, Volks­stim­me v. 06.11.2023: https://www.volksstimme.de/lokal/tangerhuette/kita-anne-frank-in-tangerhuette-namensaenderung-geplant-3722742  

[iii] „Köl­ner Kita ver­bie­tet Rent­ner das Vor­le­sen, weil er ein Mann ist“, Köl­ner Stadt-Anzei­ger v. 24.10.2023: https://www.ksta.de/koeln/chorweiler/chorweiler-veedel/koeln-kita-verbietet-rentner-das-vorlesen-weil-er-ein-mann-ist‑3–664408

[iv] „Kein Weih­nachts­baum für Kita-Kin­der: Gut gemeint, schlecht gemacht“, t‑online.de v. 11.12.2023: https://www.t‑online.de/region/hamburg/id_100296766/hamburg-aus-religioesen-gruenden-kein-baum-diese-kita-macht-echt-was-falsch.html

[v] „Erst­mals Beleuch­tung für Rama­dan in Frank­furt“, Welt v. 06.03.2024: https://www.welt.de/vermischtes/article250407168/Frankfurt-Erstmals-Beleuchtung-fuer-muslimischen-Fastenmonat-Ramadan.html

[vi] „Mus­li­mi­scher Ver­ein plant Rama­dan-Beleuch­tung in Köln“, Köl­ner Stadt-Anzei­ger v. 08.03.2024: https://www.ksta.de/koeln/fastenmonat-ramadan-muslimischer-verein-plant-beleuchtung-in-koeln-754367

[vii] „Advi­ser warns Lon­don a ’no-go zone for Jews every weekend‘“, BBC v. 08.03.2024: https://www.bbc.com/news/uk-politics-68508351.amp

[viii] Über­set­zung von Rudolf Paret

[ix] „Poli­ti­cal Cor­rect­ness: Win­ter­fest statt Weih­nach­ten?“, Tages­spie­gel v. 24.12.2013: https://www.tagesspiegel.de/meinung/winterfest-statt-weihnachten-6925429.html

[x] „Win­ter­fest statt Weih­nachts­fest? Was ist dran?“, inde­on v. 09.12.2022: https://www.indeon.de/glaube/winterfest-statt-weihnachtsfest

[xi] „Muez­zin darf in Köln rufen“, tages­schau v. 14.10.2022: https://www.tagesschau.de/inland/muezzin-koeln-101.html

[xii] „Schu­le in NRW: Wol­len immer mehr Mus­li­me Gebets­räu­me? Minis­te­ri­um im Blind­flug“, Der Wes­ten v. 16.01.2024: https://www.derwesten.de/region/schule-nrw-berlin-news-schueler-hamas-muslime-pause-schulhof-kinder-id300794839.html

[xiii] „Nach Wir­bel um „Scha­ria-Poli­zei“ kom­men wei­te­re Vor­fäl­le an Köl­ner Schu­len ans Licht“, Focus v. 09.02.2024: https://www.focus.de/politik/deutschland/wirbel-um-scharia-polizei-auch-an-koelner-schulen-kommen-vorfaelle-ans-licht_id_259644562.html

[xiv] „Isla­mi­sche Expan­si­on“, Wiki­pe­dia: https://de.wikipedia.org/wiki/Islamische_Expansion

[xv] „Islam­for­scher El-Maazouz: In zehn Jah­ren gibt es in Frank­reich Bür­ger­krieg“, Ber­li­ner Zei­tung v. 10.03.2024: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/pariser-islamforscher-el-maazouz-in-zehn-jahren-gibt-es-in-frankreich-buergerkrieg-warnung-an-europas-politiker-li.2195128

[xvi] „Zitiert: Recep Tayyip Erdo­gan“, ZDF: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/bilder/mensch-erdogan-zitate-100.html

[xvii] „Macht fünf Kin­der, nicht drei“, Zeit v. 17.03.2017: https://www.zeit.de/politik/ausland/2017–03/recep-tayyip-erdogan-kinderkriegen-europa-aufruf

[xviii] „Anschlä­ge auf Kir­chen in Euro­pa neh­men zu“, web.de v. 23.07.2020: https://web.de/magazine/panorama/anschlaege-christliche-kirchen-europa-34913070

[xix] „Wie­der ‚From the River to the Sea‘-Parolen: Poli­zei ermit­telt nach Pro-Paläs­ti­na-Demo in Ber­lin“, Tages­spie­gel v. 22.10.2023: https://www.tagesspiegel.de/berlin/wieder-from-the-river-to-the-sea-parolen-polizei-ermittelt-nach-pro-palastina-demo-in-berlin-10665994.html

[xx] „Tötung Bin Ladens gerecht­fer­tigt“, Spie­gel v. 14.11.2001: https://www.spiegel.de/politik/debatte/kardinal-meisner-toetung-bin-ladens-gerechtfertigt-a-167727.html

[xxi] „LGBT-Rech­te welt­weit: Wo droht die Todes­stra­fe oder Gefäng­nis für Homo­se­xua­li­tät?“, LSVD: https://www.lsvd.de/de/ct/1245-LGBT-Rechte-weltweit

[xxii] „So schnei­det die isla­mi­sche Welt öko­no­misch ab“, Kurier v. 11.05.2019: https://kurier.at/wirtschaft/so-schneidet-die-islamische-welt-oekonomisch-ab/400490956

[xxiii] „Krie­ge und Kon­flik­te welt­weit“, Ser­vice­stel­le Frie­dens­bil­dung Baden-Würt­tem­berg: https://www.friedensbildung-bw.de/aktuelle-konflikte

[xxiv] „Aus­maß von Ter­ro­ris­mus in betrof­fe­nen Län­dern laut Glo­bal Ter­ro­rism Index 2023“, Sta­tis­ta: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/378584/umfrage/ausmass-von-terrorismus-in-betroffenen-laendern-laut-global-terrorism-index/

[xxv] „Dschi­ha­dis­ti­scher Ter­ro­ris­mus in der EU: die Lage seit 2015“, Euro­päi­sches Par­la­ment v. 27.09.2021: https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20180703STO07127/dschihadistischer-terrorismus-in-der-eu-die-lage-seit-2015

[xxvi] „Ex-Mos­lem in Neu­kölln bedroht: „Was fällt dir ein, den Pro­phe­ten zu belei­di­gen!“, Ber­li­ner Zei­tung v. 21.07.2022: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ex-moslem-in-neukoelln-bedroht-was-faellt-dir-ein-den-propheten-zu-beleidigen-li.248510

[xxvii] „Ermor­dung von Leh­rer Samu­el Paty durch Isla­mis­ten: Pro­zess gegen fünf Schü­ler und eine Schü­le­rin gestar­tet“, RND v. 27.11.2023: https://www.rnd.de/panorama/frankreich-prozess-nach-mord-an-lehrer-samuel-paty-durch-islamisten-sechs-schueler-angeklagt-DA755RNMCZKKTJ4KR7B2SFCWBE.html

[xxviii] „So ver­fes­tigt sich der Hass“, Zeit v. 03.11.2023: https://www.zeit.de/sinn/2023–10/esra-oezyuerek-deutschland-nahostkonflikt-antisemitismus-muslime-soziologie

[xxix] „Gefahr für Juden geht nicht von Mus­li­men, son­dern vor allem von Rechts­extre­mis­ten aus“, Ber­li­ner Zei­tung v. 05.11.2023: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/deutschland-gefahr-fuer-juden-geht-nicht-von-muslimen-sondern-vor-allem-von-rechtsextremisten-aus-li.2155133

[xxx] „Der jüdi­sche All­tag in Deutsch­land ist nicht mehr sicher“, Dom­ra­dio v. 02.11.2023: https://www.domradio.de/artikel/der-juedische-alltag-deutschland-ist-nicht-mehr-sicher

[xxxi] „Hape Ker­ke­ling: ‚Stim­mung in Ber­lin wird homo­pho­ber‘“, queer.de v. 11.03.2024  https://www.queer.de/detail.php?article_id=48773

[xxxii] „Demo­kra­tie leben!“, Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend: https://www.demokratie-leben.de/magazin/magazin-details/aktionswoche-gegen-antimuslimischen-rassismus-bundesweites-meldeportal-gestartet-76

[xxxiii] „Karl Pop­per über Tole­ranz“, Welt v. 23.09.2006: https://www.welt.de/print-welt/article154640/Karl-Popper-ueber-Toleranz.html

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