Wahl­prüf­stei­ne für die Land­tags­wahl in Hes­sen und Bay­ern

Frau­en befra­gen die Par­tei­en zu den Land­tags­wah­len

von | 28.09.23

100 Jahre Frauenwahlrecht | Quelle: Wikimedia Commons, GodeNehler | https://commons.wikimedia.org/wiki/File:100_Jahre_Frauenwahlrecht_Potsdam-1.jpg

100 Jahre Frauenwahlrecht | Quelle: Wikimedia Commons, GodeNehler | https://commons.wikimedia.org/wiki/File:100_Jahre_Frauenwahlrecht_Potsdam-1.jpg

Zu den Land­tags­wah­len am 8. Okto­ber in Hes­sen und Bay­ern hat der Arbeits­kreis „Damen­wahl“ Wahl­prüf­stei­ne zusam­men­ge­stellt. Die­se rich­ten sich an die zur Wahl ste­hen­den Par­tei­en, wer­den aber auch direkt an Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten ver­sen­det. Die Akti­on wird auf Twit­ter mit den Hash­tags #Damen­wahl und #Frau­en­Wäh­len beglei­tet. Der Brief kann hier her­un­ter­ge­la­den wer­den.

Down­load Wahl­prüf­stei­ne

Sehr geehr­te Damen und Her­ren,

anbei sen­den wir Ihnen Wahl­prüf­stei­ne für die anste­hen­den Land­tags­wah­len zu.
Ihre Ant­wor­ten wer­den auf der Web­sei­te https://www.frauenheldinnen.de/ ver­öf­fent­licht.
Wir bedan­ken uns im Vor­aus für Ihre Mühe

Mit freund­li­chen Grü­ßen
Arbeits­kreis „Damen­wahl“

Schutz von Frau­en vor Gewalt

Die UN-Frau­en­rechts­kon­ven­ti­on CEDAW von 1979 (von Deutsch­land rati­fi­ziert 1985) sowie das Über­ein­kom­men des Euro­pa­ra­tes zur Ver­hü­tung und Bekämp­fung von Gewalt gegen Frau­en und häus­li­cher Gewalt (soge­nann­te Istan­bul-Kon­ven­ti­on) von 2011 (in Deutsch­land rati­fi­ziert 2017) ver­pflich­ten den Staat Gen­der (= die Rol­len, Ver­hal­tens­wei­sen, Tätig­kei­ten und zuge­schrie­be­ne Eigen­schaf­ten, die eine bestimm­te Gesell­schaft zu einer bestimm­ten Zeit für Män­ner und Frau­en als ange­mes­sen erach­tet) als Nähr­bo­den der Gewalt gegen Frau­en abzu­schaf­fen und Frau­en vor Gewalt zu schüt­zen.

Finn­land wur­de 2019 im Eva­lua­ti­ons­be­richt des Gre­mi­ums aus Exper­tin­nen und Exper­ten des Euro­pa­ra­tes zur Istan­bul-Kon­ven­ti­on (GREVIO) ermahnt, die Kon­ven­ti­on auf Gewalt gegen Frau­en anzu­wen­den und nicht auf Taten gegen eine Per­son auf der Grund­la­ge der Gen­der­iden­ti­tät. Im Juli 2022 stell­te der UN-Frau­en­rechts­aus­schuss in sei­nem 10. CEDAW-Bericht an Por­tu­gal fest, dass das Geschlech­ter­kon­zept immer mehr ver­wäs­sert zu wer­den scheint, und der Begriff Geschlecht in der natio­na­len Gesetz­ge­bung zuneh­mend durch Gen­der ersetzt wür­de. Der Aus­schuss for­der­te dazu auf, die der­art brei­te Ver­wen­dung des Gen­der­kon­zep­tes zu ver­mei­den, wenn es um die Rech­te von Frau­en geht, und die Geschlech­ter­rol­len­ste­reo­ty­pe in allen gesell­schaft­li­chen Berei­chen zu bekämp­fen

Im Novem­ber 2022 wand­te sich die UN-Son­der­be­richt­erstat­te­rin zu Gewalt gegen Frau­en, Reem Alsa­lem, in einem unmiss­ver­ständ­li­chen neun­sei­ti­gen Schrei­ben an die schot­ti­sche Regie­rung. Sie stell­te deut­lich klar, dass männ­li­che Per­so­nen, die sich selbst als Frau­en iden­ti­fi­zie­ren, nicht in einem Frau­en­ge­fäng­nis unter­ge­bracht wer­den sol­len und sicher­ge­stellt wer­den muss, dass frau­en­spe­zi­fi­sche Ein­rich­tun­gen und Dienst­leis­tun­gen für Frau­en, die als Frau­en gebo­ren wur­den, ins­be­son­de­re Frau­en­häu­ser und Ein­rich­tun­gen für Betrof­fe­ne sexu­el­ler Gewalt, erhal­ten blei­ben müs­sen: Die­se müss­ten aus­schließ­lich für ein Geschlecht oder nach Geschlech­tern getrennt ange­bo­ten wer­den.

In der All­ge­mei­nen Emp­feh­lung Nr. 35 zum Über­ein­kom­men zur Besei­ti­gung jeder Dis­kri­mi­nie­rung der Frau unter­streicht der CEDAW-Aus­schuss, wie wich­tig die Daten­er­he­bung und Erstel­lung von Sta­tis­ti­ken zur Ver­brei­tung der ver­schie­de­nen For­men von Gewalt gegen Frau­en ist, um effek­ti­ve Maß­nah­men zur Ver­hin­de­rung und Bekämp­fung die­ser Gewalt ent­wi­ckeln zu kön­nen. Auch UN Women unter­streicht die Not­wen­dig­keit von ent­spre­chen­den sta­tis­ti­schen Erhe­bun­gen: „Geschlechts­dif­fe­ren­zier­te Daten sind nach Geschlech­tern getrennt erfass­te Daten, also sol­che, die kreuz­klas­si­fi­ziert neben wei­te­ren Kate­go­rien nach Geschlecht erho­ben wer­den und die Infor­ma­tio­nen über Män­ner und Frau­en und Jun­gen und Mäd­chen ein­zeln dar­le­gen. […] Wer­den Daten nicht nach Geschlecht dif­fe­ren­ziert, erschwert dies das Erken­nen tat­säch­li­cher und poten­zi­el­ler Ungleich­hei­ten“.

Vor die­sem Hin­ter­grund fol­gen­de Fra­gen:

  1. Die För­de­rung von Schutz­un­ter­künf­ten für von Gewalt betrof­fe­ne Frau­en liegt in der Zustän­dig­keit des Lan­des. Durch wel­che Maß­nah­men tra­gen sie Sor­ge, dass frau­en­spe­zi­fi­sche Ein­rich­tun­gen und Dienst­leis­tun­gen für Frau­en, die als Frau­en gebo­ren wur­den, ins­be­son­de­re Frau­en­häu­ser und Ein­rich­tun­gen für Betrof­fe­ne sexu­el­ler Gewalt aus­schließ­lich für ein Geschlecht oder nach Geschlech­tern getrennt ange­bo­ten wer­den?
  2. Wie möch­ten Sie sicher­stel­len, dass das Moni­to­ring zu Gewalt (öffent­li­che Sta­tis­ti­ken, Sta­tis­ti­ken der vom Land finan­zier­ten Trä­ger) den Vor­ga­ben, die sich aus den ver­pflich­tend umzu­set­zen­den Kon­ven­tio­nen erge­ben, ent­spricht?
  3. Die Zustän­dig­keit für den Straf­voll­zug liegt in der Ver­ant­wor­tung des Lan­des: Wel­che Lösun­gen schlägt ihre Par­tei vor, wenn es um die Unter­brin­gung von männ­li­chen Straf­tä­tern in Jus­tiz­voll­zugs­an­stal­ten geht, so die­se sich als Frau­en iden­ti­fi­zie­ren?
  4. Wie möch­ten Sie bei tran­si­den­ti­fi­zie­ren­den Män­nern sicher­stel­len, dass ins­be­son­de­re die Poli­zei­be­am­tin­nen (aber auch die Poli­zei­be­am­ten) des Lan­des nur Per­so­nen des glei­chen Geschlechts durch­su­chen müs­sen, wie es das Lan­des­ge­setz vor­sieht?

Im Zustän­dig­keits­be­reich der Schu­len

Bun­des­weit und inter­na­tio­nal ist ein Trend zu Uni­sex-Toi­let­ten, auch in öffent­li­chen Gebäu­den zu beob­ach­ten. Beson­ders unan­ge­nehm stellt sich die Nut­zung gemischt­ge­schlecht­lich genutz­ter Toi­let­ten für weib­li­che Teen­ager dar, die erst seit Kur­zem menstru­ie­ren. Es häu­fen sich Berich­te aus Län­dern mit Uni­sex-Toi­let­ten an der Schu­le dar­über, dass Mäd­chen aus Angst und Scham den Toi­let­ten­gang in der Schu­le bis zu Hau­se auf­he­ben oder die Flüs­sig­keits­zu­nah­me gegen null redu­zie­ren, um bei­spiels­wei­se in der Schu­le kei­ne Toi­let­te nut­zen zu müs­sen. Dies kann gesund­heit­li­che Aus­wir­kun­gen wie Bla­sen­ent­zün­dun­gen haben. Man­che blei­ben der Schu­le ganz fern. So för­dert das Feh­len von Mäd­chen­toi­let­ten an Schu­len die Abwe­sen­heit von der Schu­le für bis zu fünf Tagen im Monat. Vor die­sem Hin­ter­grund for­dern die UN Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals der UNICEF zu Recht sepa­ra­te Mäd­chen­toi­let­ten an der Schu­le. Im Bericht der Ver­ein­ten Natio­nen The Human Right to Safe Drin­king Water and Sani­ta­ti­on wer­den sie sogar als ent­schei­den­de Bil­dungs­vor­aus­set­zung genannt.

Eine soge­nann­te sozia­le Tran­si­ti­on (Über­nah­me geän­der­ter Namen und Benen­nung mit selbst gewähl­ten Pro­no­men) führt, wie Stu­di­en bele­gen, fast zwangs­läu­fig auch zu einem spä­te­ren Zeit­punkt zu medi­zi­ni­schen Inter­ven­tio­nen. Hier­durch ist bei Mäd­chen u.a. das Ste­ri­li­sa­ti­ons­ver­bot aus den genann­ten Kon­ven­tio­nen tan­giert.

Für den Bereich der Zustän­dig­keit des Lan­des für den Schul­be­trieb, erge­ben sich des­halb fol­gen­de Fra­gen:

  1. Set­zen Sie sich für den Erhalt rei­ner Mäd­chen­toi­let­ten an hessischen/bayrischen Schu­len ein?
  2. Beken­nen Sie sich zu der Abschaf­fung der Geschlech­ter­rol­len­ste­reo­ty­pen, wie von CEDAW und Istan­bul-Kon­ven­ti­on gefor­dert, und wenn ja: Wie möch­ten Sie den Kon­flikt lösen, der sich aus Iden­ti­tä­ten ergibt, die auf Gen­der auf­bau­en?
  3. Wel­che Vor­ga­ben an Schu­len und ins­be­son­de­re Leh­re­rin­nen und Leh­rer erach­ten Sie als sach­ge­mäß, wenn eine Schü­le­rin / ein Schü­ler eine sozia­le Tran­si­ti­on begehrt?

Down­load Wahl­prüf­stei­ne

Wir sind vie­le!

Auf dieser Seite führen wir die Informationsströme – Beiträge, Links, Comments, Berichte etc. von vielen engagierten Feministinnen/ Bloggerinnen/Initiativen – zusammen und machen sie auf einer Plattform zugänglich.

Sie wollen auch dabei sein?

Schreiben Sie an info@frauenheldinnen.de

Ein Pro­jekt von

Frauenheldinnen e.V. – Die gemeinnützige Förderplattform

Frauenheldinnen e.V. – Die gemeinnützige Förderplattform

Mehr zum Thema:

Analyse von Eva Engelken

Gen­der­iden­ti­täts­theo­rie und fun­da­men­ta­lis­ti­scher Islam – dop­pel­tes Leid für Frau­en?

Was haben die Gen­der­iden­ti­täts­theo­rie und fun­da­men­ta­lis­ti­scher Islam gemein­sam? Kann man sie als zwei Facet­ten der welt­weit zu beob­ach­ten Rück­ab­wick­lung von Frau­en­rech­ten betrach­ten, und ist es womög­lich kein Zufall, dass ihr der­zei­ti­ges mas­si­ves Auf­tre­ten und ihre Top-down-Infil­tra­ti­on in die west­li­che Gesell­schaft zusam­men­fal­len? Doch war­um hal­ten sich man­che Frau­en mit ihrer Kri­tik zurück? Aus Angst davor, als mus­lim­feind­lich zu gel­ten?

mehr lesen

Pressemitteilung zur Kundgebung am 11.05.2024

Frau­en­hel­din­nen zei­gen Flag­ge gegen „Mus­lim Inter­ak­tiv“ und für Frau­en­rech­te

Am Sams­tag­nach­mit­tag durf­te in Ham­burg erneut die extre­mis­ti­sche Grup­pie­rung „Mus­lim Inter­ak­tiv“ eine Kund­ge­bung ver­an­stal­ten. „Mus­lim Inter­ak­tiv“ setzt isla­mi­sche Regeln über das Gesetz und ord­net Frau­en einen min­de­ren Platz in der Gesell­schaft zu. Grund genug für die Frau­en­hel­din­nen e.V., vor Ort zu sein und mit einer Gegen­kund­ge­bung von 15–17 Uhr Flag­ge zu zei­gen. „Wir las­sen uns unse­ren Platz in der Gesell­schaft nicht von Fana­ti­kern zu- oder aberken­nen. „Mus­lim Inter­ak­tiv“ soll­te ver­bo­ten wer­den“ sagen die Mit­glie­der des Ver­eins.

mehr lesen

Analyse von Eva Engelken

Gen­der­iden­ti­täts­theo­rie und fun­da­men­ta­lis­ti­scher Islam – dop­pel­tes Leid für Frau­en?

Was haben die Gen­der­iden­ti­täts­theo­rie und fun­da­men­ta­lis­ti­scher Islam gemein­sam? Kann man sie als zwei Facet­ten der welt­weit zu beob­ach­ten Rück­ab­wick­lung von Frau­en­rech­ten betrach­ten, und ist es womög­lich kein Zufall, dass ihr der­zei­ti­ges mas­si­ves Auf­tre­ten und ihre Top-down-Infil­tra­ti­on in die west­li­che Gesell­schaft zusam­men­fal­len? Doch war­um hal­ten sich man­che Frau­en mit ihrer Kri­tik zurück? Aus Angst davor, als mus­lim­feind­lich zu gel­ten?

mehr lesen

Pressemitteilung zur Kundgebung am 11.05.2024

Frau­en­hel­din­nen zei­gen Flag­ge gegen „Mus­lim Inter­ak­tiv“ und für Frau­en­rech­te

Am Sams­tag­nach­mit­tag durf­te in Ham­burg erneut die extre­mis­ti­sche Grup­pie­rung „Mus­lim Inter­ak­tiv“ eine Kund­ge­bung ver­an­stal­ten. „Mus­lim Inter­ak­tiv“ setzt isla­mi­sche Regeln über das Gesetz und ord­net Frau­en einen min­de­ren Platz in der Gesell­schaft zu. Grund genug für die Frau­en­hel­din­nen e.V., vor Ort zu sein und mit einer Gegen­kund­ge­bung von 15–17 Uhr Flag­ge zu zei­gen. „Wir las­sen uns unse­ren Platz in der Gesell­schaft nicht von Fana­ti­kern zu- oder aberken­nen. „Mus­lim Inter­ak­tiv“ soll­te ver­bo­ten wer­den“ sagen die Mit­glie­der des Ver­eins.

mehr lesen
Share This