Am Samstagnachmittag durfte in Hamburg erneut die extremistische Gruppierung „Muslim Interaktiv“ eine Kundgebung veranstalten. „Muslim Interaktiv“ setzt islamische Regeln über das Gesetz und ordnet Frauen einen minderen Platz in der Gesellschaft zu. Grund genug für die Frauenheldinnen e.V., vor Ort zu sein und mit einer Gegenkundgebung von 15–17 Uhr Flagge zu zeigen. „Wir lassen uns unseren Platz in der Gesellschaft nicht von Fanatikern zu- oder aberkennen. „Muslim Interaktiv“ sollte verboten werden“ sagen die Mitglieder des Vereins.
Auch wenn die erneute Versammlung von „Muslim interaktiv“, einer gesichert extremistischen Organisation, unter Auflagen gestellt worden war, bleibt ihr Anliegen frauenfeindlich, antiegalitär und richtet sich gegen die Völkerverständigung. Wird eine solche Veranstaltung nicht verboten, muss die Zivilgesellschaft Flagge zeigen und demonstrieren, dass sie eine Ideologie der Ungleichwertigkeit nicht unwidersprochen lässt.
Die Frauenheldinnen e.V. waren vor Ort und machten mit einer Gegenkundgebung deutlich, dass Forderungen nach einem Gottesstaat verfassungsfeindlich sind und darauf abzielen, Frauen und Mädchen, aber auch Nicht- und Andersgläubigen ihre Menschenrechte abzuerkennen. Die Hamburger Stadtpolitik war durch Anna von Treuenfels von der Hamburgischen Bürgerschaft vertreten. Der Hauptrede von Astrid Manthey, Sozialwissenschaftlerin und langjährige Gleichstellungsbeauftragte, folgten etwa 150 Teilnehmer der Kundgebung. Manthey schilderte eindringlich, wie stark bereits heute das Leben von Frauen und Mädchen in Deutschland beeinträchtigt ist, die Islamisten in Familie oder Schule ausgesetzt sind: „Zwangsheiraten, sogar Ehrenmorde, das sind Formen von Gewalt, die schon heute Frauen und Mädchen erfahren. In einem Kalifat wäre dieser Alptraum die Realität aller Frauen. Eine Realität wie beim IS.“
Die Veranstaltung fand in räumlichem Abstand von der Islamisten-Kundgebung statt, um einen geordneten Ablauf beider Kundgebungen zu erleichtern. Diese Strategie wurde jedoch durch die Anmeldung einer weiteren islamistischen Versammlung mit vielen Palästina-Flaggen konterkariert, die unmittelbar neben dem Versammlungsort der Frauenheldinnen ihre Thesen verbreiten durften. Übergriffe der aggressiven Gruppe auf die Teilnehmer der Frauenheldinnen-Veranstaltung konnten nur durch beherztes Eingreifen der Hamburger Polizei verhindert werden, die der Gruppe einige Wagen in den Weg stellte. Frauenheldinnen e.V. dankt der Hamburger Polizei explizit für diesen Schutz ihrer Veranstaltung.
Schon in der Vorwoche, am 27. April 2024, waren tausende Anhänger der islamistischen Gruppierung „Muslim Interaktiv“ in Hamburg auf die Straße gegangen. Dabei wurden Transparente gezeigt, , auf denen ein Gottesstaat gefordert wurde. In emotionalen Reden wurden Muslime als Opfer einer feindlichen Medienlandschaft und Gesellschaft gedeutet und vor einem „Erwachen“ der Muslime gewarnt. Aufforderungen, sich zu ihrem Gott zu bekennen, wurden mit lautem „Allahu akbar“ und teils aggressiven Gesten beantwortet. Dieser Aufmarsch verängstigte nicht nur Passanten, sondern fand auch Widerhall bei Medien und Politik. Eine Gegenkundgebung, die von verschiedenen Organisationen, darunter die Frauenheldinnen e.V. und die Kurdische Gemeinde Deutschland, in der Folgewoche am 5. Mai initiiert worden war, fand medial weniger Resonanz.
Wegen des martialischen Auftretens und der verfassungsfeindlichen Parolen auf der Kundgebung der Islamisten gab es zunächst die Hoffnung, dass die Stadt Hamburg einen erneuten Aufmarsch verhindern werde. Die Stadt Hamburg beschloss jedoch, das Risiko, ein Verbot könne richterlich verworfen werden, nicht einzugehen. Anstelle dessen wurden der Gruppierung Muslim Interaktiv Regeln und Auflagen gemacht, die Exzesse wie Kalifatsforderungen, antisemitische Bekundungen und praktizierte Geschlechtertrennung mit der Auflösung der Versammlung bedrohten. Die Frauenheldinnen e.V. bekräftigen ihre Forderung nach dem Verbot dieser und ähnlicher Organisationen. „Wir lassen uns unseren Platz in der Gesellschaft nicht von Fanatikern zu- oder aberkennen. In den allermeisten Bereichen haben Frauen hierzulande heute gleiche Rechte. Diese Rechte gilt es aber stets aufs Neue zu verteidigen“, so die Vorsitzende der Frauenheldinnen e.V. Eva Engelken. „Ein Verbot kann allerdings nur ein Mittel sein, denn die, die Frauenrechte schmälern wollen, sind ja weiterhin und vielerorts präsent. Die Gesellschaft muss diese Bedrohungen endlich ernst nehmen.“