Antwort zum Statement des "Center for Transgender Health" im UKM Münster

Die deutsche S2K-Leitlinie ist nicht evidenzbasiert und umstritten

von | 20.09.25

Bild: Patrick Perkins, Unsplash

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Wir freuen uns, dass das UKM auf unsere Aufklärungsaktion reagiert hat. Das zeigt, dass unsere Kritik ernst genommen wird. Für irreführend halten wir jedoch die Behauptung, die im Center for Transgender Health (CTH) zur Anwendung kommenden Behandlungsmaßnahmen basierten auf dem in der Fachwelt anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse und folgten der entsprechenden Leitlinie. Führende Fachleute wie Prof. Dr. Zepf sind aus dem Leitliniengremium ausgetreten und haben die S2k-Leitlinie wegen mangelnder wissenschaftlicher Basis kritisiert. Die DGPPN als größte psychiatrische Fachgesellschaft hat ein Sondervotum abgegeben und lehnt insbesondere den rein affirmativen Ansatz ab, der den Willen der Jugendlichen zum alleinigen Maßstab macht. Pubertätsblocker, Hormone und Genital-Operationen haben keine gesicherte Evidenz für eine nachhaltige Verbesserung der psychischen Gesundheit, wohl aber hohe dokumentierte Risiken. Der Deutsche Ärztetag fordert deshalb, solche Behandlungen nur im Rahmen von Studien durchzuführen. Auch internationale Reviews wie der Cass Report aus UK raten von solchen Eingriffen bei Jugendlichen ab.

Unsere Stellungnahme

Hier ist unsere detailliere Stellungnahme als Verein Frauenheldinnen e.V. zu der in den Westfälischen Nachrichten vom 16.09.2025 zitierten Antwort des UKM. Im UKM befindet sich das von Prof. Dr. Georg Romer geleitete Kompetenzzentrum Center for Transgender Health (CTH), in dem die von uns kritisierte Transmedizin praktiziert wird.

Das Universitätsklinikum Münster (UKM) habe laut Bericht der Westfälischen Nachrichten vom 16.09.2025 als Antwort auf unseren Protest gegen Transgendermedizin „in einer Stellungnahme betont“, dass „alle im CTH [Kompetenzzentrum Center for Transgender Health (CTH), Anm. d. Red] zur Anwendung kommenden Behandlungsmaßnahmen auf dem in der Fachwelt anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse basierten und der besagten Leitlinie folgten. [S2K-Leitlinie Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kinder- und Jugendalter: Diagnostik und Behandlung[1]]. Diese wurde von Fachgesellschaften und Interessenvertretungen erarbeitet.“

Leitlinie umstritten

Dass es sich bei der im März 2025 veröffentlichten S2k-Leitlinie um „anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse“ handelt, ist unzutreffend, da sie gerade nicht allgemein anerkannt ist.

  • Führende Wissenschaftler aus dem Gebiet sind aus dem Leitenlinien-Gremium aus ethischen Gründen ausgestiegen und haben sich distanziert.[2]
    • Prof. Dr. Florian Zepf, Leiter der „Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie“ am Universitätsklinikum Jena, kritisiert beispielsweise, dass das beschriebene Beschwerdebild „Geschlechtsdysphorie“ im Verlauf nie gesichert konstant ist und eine Abgrenzung zur vorübergehenden Geschlechtsdysphorie willkürlich und ungesichert erfolgt.
    • Ein weiterer Kritikpunkt von ihm für den durchgehend proklamierten und als radikal angesehen pro-affirmativen Ansatz der S2k-Leitlinie ist die nicht wissenschaftlich gesicherte Vorannahme der Leitlinie, jeder Mensch habe eine vom Körper losgelöste, unveränderliche, natürlich prädeterminierte Genderidentität.

Eine ausführliche Kritik und Distanzierung von der Leitlinie durch Dr. Zepf und 14 weitere Professoren aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie finden Sie hier.[3]

Heilende Wirkung zweifelhaft

  • Die Gabe von Pubertätsblockern, gegengeschlechtlichen Hormonen und Operationen zur optischen Veränderung der Geschlechtsmerkmale hat keine gesicherte medizinische Evidenz hinsichtlich der Verbesserung der mentalen Gesundheit. Die Schäden dieser Einwirkungen sind jedoch gesichert hoch. Daher müssen diese medizinischen Maßnahmen als experimentell gelten. Die deutsche Leitlinie verkennt dies und setzt auf Transgendermedizin als Mittel der Wahl. Psychotherapie hingegen verunglimpft sie als „Konversionstherapie“. Dieses Framing und die Ablehnung von Psychotherapie für diesen Personenkreis basieren nicht auf Forschungsergebnissen, sondern auf Ideologie.
  • Die Leitlinie ist nur „konsensbasiert“, nicht evidenzbasiert. Diese Herabstufung bedeutet, sie ist aus Sicht der medizinischen Praxis von minderer Qualität.

Fachwelt keinesfalls einig

  • Mehrere Fachgesellschaften haben sich von der deutschen Leitlinie distanziert. So hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) – die größte psychiatrische Fachgesellschaft – ein Sondervotum abgegeben und lehnt insbesondere die Präambel der Leitlinie ab. Sie kritisiert den affirmativen Ansatz der Leitlinie, der bar jeder medizinischen Evidenz „den Wunsch und Willen der behandlungssuchenden Person zum einzigen relevanten Maß“ erklärt. Schon 2023 forderte der Deutsche Ärztetag, hormonelle Behandlungen bei Jugendlichen ausschließlich im Rahmen von Studien durchzuführen.[4]

Interessengeleitet

  • In den Beratungsprozess zur Erarbeitung der Leitlinie wurden zudem nur Interessensgruppen einbezogen, die Maßnahmen der Transgendermedizin gutheißen. Die Leitlinie orientiert sich an Empfehlungen der WPATH (World Professional Association for Transgender Health), die im Prinzip eine politisch agierende transaktivistische Lobbygruppe ist.
  • Die WPATH ist seit ihrer letzten Leitline SOC8 (Standards of Care 8) und seit der Investigativrecherche zu den WPATH-Files in Verruf geraten. In der SOC8-Leitlinie wird “Eunuch” als angeborene und behandlungsbedürftige “Genderidentität” dargestellt. Dieses Kapitel geht auf eine Kooperation der WPATH mit Kastrationsfetischisten und Pädosadisten zurück, die Phantasien und Filme über die Kastration von Jungen in einem Eunuch-Forum teilen, auf das sich die Leitlinie bezieht.

International andere Herangehensweise als in Deutschland

  • Viele Länder gehen einen anderen Weg. Zum Beispiel kommt der in vier Jahren erarbeitete Cass Report in Großbritannien zu einem ganz anderen Schluss. Er rät tendenziell von Pubertätsblockern, gegengeschlechtlichen Hormonen und Operationen an den Genitalien mit der Indikation „Geschlechtsdysphorie“ aufgrund der mangelnden Evidenz ab. Sogar soziale Transitionen (das Geben eines neuen Namens und Verwenden eines anderen Pronomens) sieht er kritisch und weist auf die mangelnde Evidenz hinsichtlich einer psychischen Verbesserung hin.

[1] AWMF Leitlinienregister https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/028-014

[2] https://www.genderclinicnews.com/p/they-were-warned

[3] Gemeinsame Kommentierung Leitlinienentwurf: https://www.zi-mannheim.de/fileadmin/user_upload/downloads/forschung/KJP_downloads/Gemeinsame_Kommentierung_Leitlinienentwurf_S2k-240521.pdf

[4] „Geschlechtsinkongruenz bei Kindern und Jugendlichen: Deutsche Leitlinie stößt auf Widerspruch. Psychiater warnen: Die neuen Empfehlungen könnten vulnerable Kinder und Jugendliche ernsthaft gefährden“, in Bioethik aktuell https://www.imabe.org/bioethikaktuell/einzelansicht/geschlechtsinkongruenz-bei-kindern-und-jugendlichen-deutsche-leitlinie-stoesst-auf-widerspruch

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