Fachartikel Magersucht und Geschlechtsdysphorie bei Mädchen

“Ich wünsche mir, ein Junge zu sein”

von | 5.03.24

Die mehrfach ausgezeichnete Frauenärztin Dr. Gisela Gille stellt in ihrer Aufklärungsarbeit an Schulen und in ihrer Mädchensprechstunde fest, dass inzwischen ein Drittel der Mädchen auf die Frage nach ihrem Wunsch an eine gute Fee antwortet, “dass ich lieber ein Junge wäre”. Gemeinsam mit Dr. Alexander Korte hat sie für die Fachzeitschrift Sexuologie einen aufschlussreichen Artikel zu aktuellen Körperkonflikten von Mädchen in der Pubertät und den Parallelen zwischen Magersucht und Geschlechtsdysphorie verfasst:

“Wahlverwandtschaften? Trans-Identifizierung und Anorexia nervosa als maladaptive Lösungsversuche für Entwicklungskonflikte in der weiblichen Adoleszenz” (Mit freundlicher Genehmigung von und erschienen in: Sexuologie – Zeitschrift für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft, Band 30, 2023, Heft 3-4, Seiten 105–122).

Korte und Gille gehen in ihrem Artikel insbesondere darauf ein, mit welchen Schwierigkeiten Mädchen heutzutage in dieser entscheidenden Entwicklungsphase zur Frau konfrontiert sind und wie stark nicht nur hormonelle Einflüsse und körperliche Veränderungen, sondern auch gesellschaftliche Anforderungen und sexistische Stereotype besonders Mädchen beschäftigen und belasten können. Anschaulich zeigen sie anhand von Beispielen, wie Mädchen mit ihrem sich entwickelnden Körper hadern. Sie gehen auch auf die Rolle von Pornografie ein, die den Frauenkörper zum Objekt degradiert und entwertet und wie sehr dies das Körper- und Selbstbild von Mädchen und die Entwicklung ihrer Sexualität beeinflusst.

Schlüssig stellen Korte und Gille fest, „dass Mädchen-Sein und Frau-Werden ganz grundsätzlich und insbesondere heute mit vielfältigen Nachteilen, Einschränkungen und Überforderung verbunden werden. Es liegt somit zwar eine ausgeprägte Ablehnung des sich verändernden weiblichen Körpers und/oder der weiblichen Geschlechtsrolle vor, aber kein ausgeprägtes Verlangen nach den Körpermerkmalen des anderen Geschlechts.“ Das heißt, es dominiert der Wunsch, keine Frau zu werden – nicht körperlich ein Junge oder Mann zu sein.

Magersucht und Geschlechtsdysphorie sehen Korte und Gille als fehlgeleitete Lösungsstrategien für innere und äußere Konflikte in der weiblichen Pubertät.

„Magersucht ist der verzweifelte Versuch, die Zeit anzuhalten, den in der Pubertät als entgrenzt wahrgenommenen Körper in seine Schranken zu verweisen, Ordnung wenigstens am eigenen Körper zu schaffen, wenn diverse andere Probleme in eine Sackgasse zu führen scheinen. Der Körper wird zum Austragungsort innerer Konflikte, und die große Disziplinleistung des Hungerns, mit einem hohen Maß an bizarrer Ritualisierung, ersetzt die Kontrolle über das eigene Leben. So lassen sich lähmende Ohnmacht- in Machtgefühle verwandeln.“

„Mit dem Angebot eines „Geschlechtswechsels““ bietet sich pubertierenden Mädchen „eine weitere, freilich besonders drastische Möglichkeit, die Auseinandersetzung mit den reifungsbedingten Veränderungen und Entwicklungsaufgaben zu umgehen und ihrem individuellen Leiden Ausdruck zu verleihen – in einer in unserer Zeit und Kultur akzeptierten Form.“

Sie verweisen auf aktuelle Forschungsergebnisse, die den rapide steigenden Zulauf von Mädchen in Transgenderkliniken bestätigen und ihren ausgeprägten Wunsch nach drastischen körperverändernden Maßnahmen. Dabei gehen sie auch auf die vermutete soziale Ansteckung u.a. durch soziale Medien ein. Besonders bei einer behaupteten Transidentität oder Identität „non-binär“ erleben Mädchen derzeit „eine starke externe Validierung und positive Verstärkung“ – auch durch politische Vorhaben wie ein Selbstbestimmungsgesetz.

Gille und Korte schließen mit dem Wunsch, dem Phänomen Geschlechtsdysphorie – genau wie dem Phänomen Magersucht – verstärkt explorativ psychotherapeutisch zu begegnen, statt rein „transaffirmativ“.

„Einfühlsame und bewertungsfreie, explorative Fragen zur Sexualität, zur eigenen Geschlechtsrolle und zum geschlechtsbezogenen Identitätsempfinden sollten idealerweise zum festen Repertoire aller mit jugendlichen Patientinnen befassten Ärztinnen und Ärzte gehören. Es ist eine äußerst dankbare ärztliche Aufgabe, ein Gesprächsangebot bereit zu halten, mithilfe dessen Mädchen ein akzeptierendes und wertschätzendes, positives Verhältnis zu ihrem sich reifungsbedingt verändernden Körper, zu ihrer Weiblichkeit und zu ihrer sexuellen Identität entwickeln können.“

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(Mit freundlicher Genehmigung von “Sexuologie – Zeitschrift für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft”)

Dr. med. Gisela Gille ist Frauenärztin in Lüneburg und engagiert sich seit vielen Jahren für die Gesundheitsförderung und Sexualaufklärung von Mädchen. Ihr Engagement für die Körperakzeptanz und das Körperwissen junger Mädchen wurde vielfach ausgezeichnet, z.B. mit dem Bundesverdienstkreuz. Sie ist langjährige Vorsitzende der “Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau” (ÄGGF). Außerdem hat sie zwei Bücher für Mädchen und Mütter geschrieben. “Mädchen fragen Mädchenfragen” ­(ab elf Jahren) und “Mädchen fragen – Mütter wissen” (für Erwachsene).

Dr. med. Alexander Korte ist leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2002 behandelt er Kinder und Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie. Korte übernahm die Stellungnahme als medizinischer Sachverständiger zu den Gesetzentwürfen für das Bundesinnenministerium und kritisiert diese stark. Als Interviewpartner tritt er in vielen Medien öffentlich auf (taz, Die ZEIT, F.A.Z., Der Spiegel, NZZ, Schweizer Monat, EMMA, arte, ARD, WDR,  etc.). Dr. Korte zählte zudem zu den fünf Autoren des Welt-Artikels gegen die Fehlberichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Bezug auf biologische Fakten. Der Artikel gilt als Debattenöffner über die Transgender-Ideologie sowie das sog. „Selbstbestimmungsgesetz“. Korte ist Vorstandsmitglied der DGSMTW (Deutsche Gesellschaft für Sexualmedizin, ‑therapie und ‑wissenschaft). Unter anderem war er als Panelist auf unserer Veranstaltung “Braucht Deutschland ein Selbstbestimmungsgesetz?” vertreten.

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