Glosse zum „Dachverband Lesben und Alter“

Von Häschen und Hähnchen

von | 26.08.24

Foto von CHUTTERSNAP auf Unsplash

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Aus Les­ben­krei­sen wird Kri­tik am „Dach­ver­band Les­ben und Alter“ laut. Frag­wür­dig ist, dass in der von ihm her­aus­ge­ge­be­nen „Erhe­bung zur sozia­len Lebens­si­tua­ti­on von älte­ren Les­ben*“ aus­drück­lich soge­nann­te „Les­ben mit Stern“ zur Teil­nah­me auf­ge­ru­fen sind. Zum ande­ren wur­de zur bun­des­wei­ten Jah­res­ta­gung vom 15. bis 17. Novem­ber in Ros­tock Prof. Sabi­ne Hark, eine Gal­li­ons­fi­gur des frau­en­feind­li­chen Que­er­fe­mi­nis­mus als Haupt­red­ne­rin ein­ge­la­den. Es hagelt Pro­tes­te.

Loui­sa Burek wid­met sich dem The­ma in einer Glos­se, frei nach Jean de LaFon­taine.

In der frei­en Wirt­schaft wäre der Vor­stand eines Ver­bands, der die Inter­es­sen sei­ner Mit­glie­der miss­ach­tet, längst in die Wüs­te geschickt wor­den.

Neh­men wir mal als Bei­spiel den Häs­chen-Ver­band. Die­ser Zusam­men­schluss von alten und jung geblie­be­nen Häs­chen hat eine lan­ge Tra­di­ti­on. Bis­her waren dort Ver­ei­ne orga­ni­siert, die sich einig waren: „Häs­chen sind Häs­chen!“

Die Häs­chen waren auto­nom und arbei­te­ten ehren­amt­lich. Sie hiel­ten eine glor­rei­che Häs­chen-Kul­tur auf­recht, sorg­ten für Ramm­ler-freie Räu­me und tra­fen sich jeweils in einer der weit­ver­zweig­ten Häs­chen-Kolo­nien zu Ver­samm­lun­gen. Sie nann­ten sich Schwes­tern.

Nun wird seit gerau­mer Zeit beob­ach­tet, dass immer mehr ande­re Ver­ei­ne, die ganz ande­re Zie­le haben, die­sem Häs­chen-Ver­band bei­tre­ten. Dar­un­ter auch Ver­ei­ne des mäch­ti­gen Hähn­chen-Ver­bands wie auch sol­che, die mit die­sem Ver­band sym­pa­thi­sie­ren. Ihr Slo­gan lau­tet: „Auch Hähn­chen sind Häs­chen! Es lebe die Viel­falt aller Unter­drück­ten!“ Sie krä­hen her­um, stol­zie­ren mit gesträub­ten Federn über den Häs­chen-Hof und behaup­ten, sie sei­en die rich­ti­gen, die ein­zig wah­ren Häs­chen.

Vie­le der Häs­chen sind ein­ge­schüch­tert. Die Terh, die­je­ni­gen Häs­chen die wie die grie­chi­sche Kas­san­dra immer nur war­nen und rum­mot­zen, wer­den als ers­tes iso­liert und in die rechts­ra­di­ka­le Ecke gestellt. Die meis­ten ande­ren Häs­chen aber klop­fen begeis­tert mit ihren Hin­ter­pföt­chen, wackeln mit ihren klei­nen, wei­ßen Puschel­schwänz­chen und wün­schen sich ins­ge­heim auch so schö­ne Schwanz­fe­dern, die in allen Far­ben des Regen­bo­gens schil­lern. „Hähn­chen sind Häs­chen“, rufen sie im Chor. „Hähn­chen sind Häs­chen – kein Dis­kus­si­ons­be­darf!“

Mit solch einer – fast 99prozentigen – Zustim­mung hat­te der Hähn­chen-Ver­band ja gar nicht gerech­net. Und so schnell. Naja, er hat ja auch die bes­se­ren Argu­men­te. Schließ­lich ist er mäch­tig und sehr, sehr reich. Eigent­lich gar kein Ver­band, son­dern ein Freun­des­bund  welt­of­fe­ner und daher ein­fluss­rei­cher Lob­by­is­ten mit den bes­ten Ver­bin­dun­gen in Regie­rung und Wirt­schaft. Und in die Medi­zin.

Er wie­der­holt gebets­müh­len­ar­tig, dass die armen Hähn­chen, die immer durch Dis­kri­mi­nie­run­gen bis hin zum Tod – nicht nur auf dem  Grill – in ihrer viel­schich­ti­gen Exis­tenz bedroht sind. Sie kön­nen nur durch eine neue Iden­ti­tät geschützt wer­den. Wenn man den Hähn­chen nur ihr lau­tes Kiki­ri­ki abge­wöh­nen könn­te, ihr Gockel­ge­ha­be und ihre schar­fen Klau­en stut­zen! Aber egal, wenn sie sagen, dass sie Häs­chen sind, dann sind sie auch Häs­chen.  

Bald wer­den die Hähn­chen im Häs­chen-Ver­band die Mehr­heit haben. Der Vor­stand des Häs­chen-Ver­bands ziert sich noch. Jeden­falls bis vor kur­zem. „Wir sind doch Häs­chen und wol­len für ande­re Häs­chen nur das Bes­te.“ „Ach“, win­ken die Ober-Hähn­chen läs­sig ab, „das könnt ihr doch wei­ter­hin. Wir las­sen euch auf euren Pos­ten, ver­lei­hen euch ein paar Prei­se, zum Bei­spiel für eure Tap­fer­keit gegen die Stö­re­rin­nen beim Häs­chen-Dyke-March und für eure Anpas­sungs­fä­hig­keit. Wir geben euch Geld für bun­te Bro­schü­ren, für Fort­bil­dun­gen in Hähn­chen-Semi­na­ren und wir finan­zie­ren eure jähr­li­chen Tagun­gen.“ „Aber“, rufen die Vor­stands-Häs­chen ängst­lich, „die Refe­ren­tin­nen. Wer­den die nicht zur Revol­te auf­ru­fen?“ „Kei­ne Sor­ge, soweit wird‘s nicht kom­men. Die Refe­ren­tin­nen, die stel­len doch wir. Und die wis­sen genau was ne „Hark“-e ist. Schließ­lich bezah­len wir ja auch die gan­ze Cho­se.“

Als Vor­be­rei­tung schickt der Häs­chen-Ver­band schon mal Fra­ge­bö­gen durch die Repu­blik. Er nennt die Befra­gung  „Bun­des­wei­te Erhe­bung für Häschen*55+“. Es geht um wür­de­vol­les Altern der Häs­chen und ihre sozia­le Lebens­si­tua­ti­on. Das Stern­chen meint selbst­ver­ständ­lich all die Hähn­chen mit. Der Vor­stand beteu­ert: „Nur die­ses eine Mal, nur für die­sen Fra­ge­bo­gen“. Erst­mals kön­nen sich an der Umfra­ge auch Hähn­chen betei­li­gen. Der Stern weist ihnen den Weg. Immer­hin wer­den sie dem­nächst im Pass als „Häs­chen“ geführt. Sie wol­len selbst­be­stimmt als Häs­chen leben.

Das ist ein Schutz für die Hähn­chen. Wäh­rend sich die Häs­chen  immer in ihren Bau ver­zie­hen kön­nen, ste­hen die armen Hähn­chen ganz allein auf dem Mist­hau­fen. Sie brau­chen Mit­ge­fühl und Pfle­ge. Dank des Häs­chen-Ver­bands ver­ste­hen das die meis­ten Häs­chen end­lich und sor­gen sich fort­an mehr um die Hähn­chen, als um ihre Schwes­ter-Häs­chen.  

Der Häs­chen-Vor­stand ist als gutes Bei­spiel vor­an­ge­gan­gen. Schon vor Mona­ten begrüß­te er das Gesetz, wonach sich jeder – ob Ramm­ler oder Hahn – zum Häs­chen erklä­ren kann. Nicht ein­mal – außer im Brief­kopf – ist in der Stel­lung­nah­me zum Gesetz die Rede von den Häs­chen. Die Mit­häs­chen-Ver­samm­lung wur­de dazu auch nicht befragt. Häs­chen könn­te es bald nicht mehr geben. Jeden­falls nicht unter die­sem Dach. Wie gesagt: in der frei­en Wirt­schaft hät­te man so einen Vor­stand schon längst geschasst.  

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