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World Hijab Day

World-Hijab-Tag: Ist das Kopftuch im liberalen Europa freiwillig?

von | 1.02.24

In ara­bi­schen Staa­ten wie dem Iran oder Afgha­ni­stan müs­sen Frau­en mit Haft, Fol­ter und Tod rech­nen, wenn sie sich wei­gern, ihre Haa­re oder womög­lich ihren gesam­ten Kör­per mit Stoff zu ver­hül­len. Im libe­ra­len Wes­ten for­dert eine mus­li­mi­sche Grup­pie­rung, den Hijab als selbst­be­stimm­te Ent­schei­dung von Frau­en anzu­er­ken­nen. Es nicht zu tun, zeu­ge von „anti­mus­li­mi­schem Ras­sis­mus“. Vie­le Femi­nis­tin­nen hin­ge­gen leh­nen das Kopf­tuch als Unter­wer­fungs­ges­te unter eine reli­gi­ös fun­dier­te patri­ar­cha­le Män­ner­ge­sell­schaft ab. Wer hat Recht?

Wie muslimische Frauen den Hijab als Ausdruck eines reaktionären Wir-Gefühls im Sinne der Scharia propagieren

Fragt man Chat GBT an, was denn unter dem „Word Hijab Day“ zu ver­ste­hen sei, schreibt Chat GBT sehr freund­lich:

Der World Hijab Day ist ein jähr­li­cher Gedenk­tag, der am 1. Febru­ar statt­fin­det. Er wur­de ins Leben geru­fen, um das Bewusst­sein für den Hijab, ein tra­di­tio­nel­les mus­li­mi­sches Kopf­tuch, zu för­dern und Miss­ver­ständ­nis­se und Vor­ur­tei­le abzu­bau­en. An die­sem Tag wer­den Men­schen ermu­tigt, den Hijab zu tra­gen, um Empa­thie für mus­li­mi­sche Frau­en zu zei­gen und ein offe­nes Gespräch über ihre Erfah­run­gen und Her­aus­for­de­run­gen zu ermög­li­chen. Es ist eine Gele­gen­heit, kul­tu­rel­le Viel­falt und reli­giö­se Tole­ranz zu fei­ern.“

Um wel­che ver­mu­te­ten Miss­ver­ständ­nis­se und um wel­che Vor­ur­tei­le geht es, die abge­baut wer­den sol­len? Was soll die mus­li­mi­sche Welt jedes Jahr am 01. Febru­ar ler­nen – und ganz beson­ders die nicht-mus­li­mi­sche Welt?

Warum der 1. Februar?

Die­ses Datum ist kein zufäl­li­ger Ter­min. An die­sem Tag kehr­te Aja­tol­lah Kho­mei­ni im Jahr 1979 aus dem Pari­ser Exil zurück und der Iran wur­de qua­si über Nacht zu einem Got­tes­staat, in dem der fun­da­men­ta­lis­ti­sche Islam zur Staats­dok­trin erklärt wur­de. Das deut­li­che Sym­bol der Unter­wer­fung der gesam­ten Bevöl­ke­rung unter die Scha­ria war die Zwangs­ver­schleie­rung der Ira­ne­rin­nen, gegen die vor allen Din­gen die ira­ni­schen Frau­en nicht erst seit dem Mord an Jina Mah­sa Ami­ni unter Ein­satz ihres Lebens pro­tes­tie­ren.

Die Grau­sam­kei­ten im Iran gegen Frau­en, die sich wei­gern, den in die­sem Land ver­ord­ne­ten Hijab wei­ter­hin zu tra­gen, machen der Welt klar, wel­che Rele­vanz die­ses Stück Stoff in der mus­li­mi­schen Welt hat. Kürz­lich ist im Iran eine jun­ge Kur­din mit 74 Peit­schen­hie­ben bestraft wor­den, weil sie ein Foto ver­öf­fent­lich hat­te, auf dem sie ohne Hijab zu sehen war.

Freiwillig?

Das Tra­gen des Hijab scheint nur in west­li­chen Demo­kra­tien tat­säch­lich „frei­wil­lig“ sein zu kön­nen. Hier ver­ord­net wenigs­tens kein Staat das zwangs­wei­se Tra­gen die­ses „Klei­dungs­stücks“. Die Frei­heit mus­li­mi­scher Frau­en, den Hijab zu ver­wei­gern, wird in Demo­kra­tien west­li­cher Prä­gung aller­höchs­tens ganz pri­vat von Vätern, Brü­dern, Cou­sins, Ehe­män­nern und den ent­spre­chen­den Müt­tern ein­ge­schränkt – lei­der all­zu oft auch mit töd­li­cher Gewalt. Die­se Unge­heu­er­lich­keit berührt die Ver­ant­wort­li­chen in euro­päi­schen Län­dern offen­bar kaum. Man lässt die Frau­en in ihren aggres­siv kon­trol­lie­ren­den Gemein­schaf­ten allei­ne. Und für die­se isla­mi­sche Klei­dungs­norm, den Hijab, wird all­jähr­lich am ers­ten Febru­ar welt­weit gewor­ben und Frau­en in aller Welt wer­den dazu auf­ge­ru­fen, aus Soli­da­ri­tät mit den Hij­ab­trä­ge­rin­nen einen Tag lang selbst einen Hijab zu tra­gen.

Wel­che Form der Soli­da­ri­tät wird hier ein­ge­for­dert? In wel­che Kom­pli­zen­schaf­ten wer­den Frau­en hin­ein­ge­lockt, wenn kon­ser­va­ti­ve Mus­li­min­nen ihnen den Hijab schmack­haft machen wol­len? Für wen sol­len euro­pä­isch sozia­li­sier­te Frau­en oder säku­la­re Mus­li­min­nen Empa­thie und Soli­da­ri­tät ent­wi­ckeln: für Frau­en, die in ihren Fami­li­en­ver­bän­den gar kei­ne ande­re Chan­ce haben, als den Hijab zu tra­gen, wenn sie als ehr­bar und rein gel­ten wol­len? Für vie­le mus­li­mi­sche Män­ner, die eben nichts ande­res gelernt haben, als dass nur eine ver­schlei­er­te Frau eine ehr­ba­re Frau sein kann? Für Frau­en, die sich zu Steig­bü­gel­hal­te­rin­nen einer reli­gi­ös moti­vier­ten Dok­trin machen, die die Unter­wer­fung der Welt unter die Scha­ria for­dert?

Jede Frau darf sich entscheiden, sollte aber wissen, was sie tut

Jede Frau, die hier im frei­en Euro­pa einen Hijab trägt, hat ihre ganz per­sön­li­chen Grün­de. Aller­dings soll­te sich kei­ne mus­li­mi­sche Frau, die dar­auf besteht, einen Hijab zu tra­gen, über mög­li­cher­wei­se ableh­nen­de Reak­tio­nen wun­dern. Spä­tes­tens seit der Kata­stro­phe für die Frau­en in Afgha­ni­stan und Iran ist vie­len Men­schen in Euro­pa klar gewor­den, welch tota­li­tä­rer, miso­gy­ner Geist durch die­ses Stück Stoff rauscht.

Bei jeder Mel­dung eines Über­griffs auf Hijab-tra­gen­de Mus­li­min­nen füh­len vie­le von uns Scham für unse­re Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger, die ihren, wie auch immer moti­vier­ten, All­tags­ras­sis­mus an mus­li­mi­schen Frau­en aus­las­sen, die als Zei­chen ihrer reli­giö­sen und kul­tu­rel­len Iden­ti­tät ein Kopf­tuch tra­gen möch­ten.

Auf der ande­ren Sei­te ist erstaun­lich, wie wenig gera­de die­se intel­li­gen­ten und gut qua­li­fi­zier­ten Frau­en, die am Hijab Day ihre Kopf­be­de­ckung welt­weit bewer­ben, sich in die Ange­hö­ri­gen euro­päi­scher Natio­nen hin­ein­ver­set­zen kön­nen oder wol­len, deren Gesell­schafts- und Lebens­form beson­ders durch radi­ka­le Mus­li­me unter Beschuss gera­ten ist. Ver­pol­ler­te Weih­nachts­märk­te, bewach­te Syn­ago­gen und Kir­chen, sowie orches­trier­te Angrif­fe auf Orte west­li­cher Lebens­wei­se wer­den immer wie­der auch in Ver­bin­dung gebracht mit dem Hijab, der ganz offen­bar als ein Sym­bol der isla­mi­schen Ein­tei­lung der Welt in Mus­li­me und Nicht-Mus­li­me gese­hen wird.

Und Nicht-Mus­li­me, weder Chris­ten noch Juden, leben in isla­misch domi­nier­ten Län­dern gleich­be­rech­tigt und in selbst­ver­ständ­li­cher Sicher­heit. Dass die Zusam­men­hän­ge zwi­schen Islam und Isla­mis­mus inzwi­schen auch von auf­ge­klär­ten oder ehe­ma­li­gen Mus­li­men bestä­tigt wer­den, scheint an die­sen jun­gen Frau­en vor­bei zu gehen.

Aus welcher Motivation werben junge Frauen für einen Hijab-Tag?

Beim anzu­neh­men­den Bil­dungs­stand der Hijab-Akti­vis­tin­nen wäre es wün­schens­wert, dass die­se Wer­be­trä­ge­rin­nen des kon­ser­va­ti­ven Islam sich in die Posi­ti­on ihres Gegen­übers ver­setz­ten und ver­ste­hen, dass ihr Kopf­tuch womög­lich tat­säch­lich als State­ment des poli­ti­schen Islams in Euro­pa auf­ge­fasst wird und des­halb auch Sor­ge her­vor­ruft.

Denn Euro­pa hat die Geschlech­ter­tren­nung lan­ge über­wun­den und strebt in kei­ner Wei­se eine reiz­freie Gesell­schaft an, die dadurch „reiz­frei“ wird, dass Frau­en ihre Haa­re bede­cken und damit ver­hin­dern, dass Män­ner ero­tisch abge­lenkt und dadurch die Fami­li­en gefähr­den wür­den. Die Rol­le die­ser Hijab-Akti­vis­tin­nen soll­te hier­zu­lan­de auf­merk­sam ana­ly­siert wer­den: Ägyp­ten ist ein gutes Bei­spiel dafür, wie kopf­tuch­tra­gen­de Frau­en den kul­tu­rel­len Roll­back in einen reli­gi­ös moti­vier­ten Kon­ser­va­tis­mus anzei­gen, und zu Trä­ge­rin­nen des ent­spre­chen­den Wer­te­ka­nons wer­den.

Selbst das frei­wil­lig getra­ge­ne Kopf­tuch, das auch als Aus­druck inter­na­li­sier­ter sozia­ler Kon­trol­le gedeu­tet wer­den kann, signa­li­siert der unver­schlei­er­ten Euro­päe­rin doch, dass sie in den Augen der kon­ser­va­ti­ven Mus­li­me, ob zuge­wan­dert oder nicht, eben kei­ne Wür­de und kei­nen Anstand besit­ze, weil sie ihre Haa­re offen trägt. Gute Gefüh­le kann uns Euro­päe­rin­nen und Euro­pä­ern der Hijab wohl kaum machen, da das Kopf­tuch sei­ne Ent­spre­chung im Ver­hal­ten der Män­ner fin­det, die unver­schlei­er­ten Frau­en oft kei­ne Wert­schät­zung ent­ge­gen­brin­gen kön­nen. Eine Tat­sa­che, die nicht nur die Über­grif­fe auf der Köl­ner Dom­plat­te ein­drück­lich gezeigt haben.

Es bleibt zu wün­schen, dass Mus­li­me und Mus­li­min­nen, die sich in Euro­pa ansie­deln wol­len, ver­ste­hen, dass sie hier in einer ande­ren Wer­te­welt ange­kom­men sind, und dass ein wich­ti­ges Zei­chen die­ser ande­ren Wer­te­welt ist, dass die Frau­en in Euro­pa kei­ne Angst haben müs­sen, sich zu zei­gen und frei zu bewe­gen. Nicht nur das, es obliegt ihrer per­sön­li­chen Frei­heit, sich nach ihrem Gus­to zu klei­den.

Das osten­ta­ti­ve welt­wei­te Wer­ben für die Akzep­tanz der isla­mi­schen Klei­dungs­norm für Frau­en wird von vie­len Euro­pä­ern und Euro­päe­rin­nen eher als Über­griff und Bedro­hung erlebt, denn als Empa­thie för­dernd. Man stel­le sich nur vor, Euro­päe­rin­nen lie­ßen sich mit ihren Män­nern z.B. in Marok­ko oder in Alge­ri­en nie­der und star­te­ten dort eine Wer­be­kam­pa­gne für das Baden im Biki­ni an den Strän­den des Lan­des. Mehr Respekt vor den Wer­ten und sozia­len Regeln hier in Euro­pa wäre wün­schens­wert – beson­ders am 01.02. eines jeden Jah­res. Das Reich der ira­ni­schen Mul­lahs kann für Euro­pa kein Vor­bild sein.

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